Die 25-jährige Wienerin Maggie bringt ihr Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken – über Perspektiven, die auf heimischen Bühnen noch viel zu selten vertreten sind und die österreichische Comedy-Landschaft bereichern.
Text: Afifa Akhtar
„Wow! Ich stand noch nie vor so vielen Österreicher:innen. Ich bin wirklich ein bisschen nervös. Also, bitte, bitte, seid nicht rassistisch.“ Mit diesen pointierten Worten steigt Maggie in ihr Comedy-Programm ein. Sie dreht das Spiel mit Klischees gerne mal um, doch ihre Comedy stützt sich keineswegs auf das bloße Bestätigen oder Entkräften von Vorurteilen. So flach hält sie den Ball nicht. Vielmehr spricht sie über ihre authentischen Erfahrungen als Muslimin und Hijabi in Österreich – eine Perspektive, die in der heimischen Comedy-Szene beinahe unauffindbar ist. Ein treffendes Beispiel ihrer Comedy: Ihr Name sei Magdalena Fatima, ihre Freunde nennen sie „Maggie“, aber Österreicher:innen würden gerne „Scheiß Ausländerin“ zu ihr sagen. Witze wie diese, durch Maggies Mimik und Körperhaltung ironisch unterstrichen, bringen ihr Publikum laut zum Lachen.
Maggies Humor speist sich direkt aus ihren Erlebnissen als muslimische Frau mit arabischen Wurzeln in Österreich. Sie spricht über ihre Kindheit, ihre Community und Situationen, die Menschen mit Migrationshintergrund oft wiedererkennen – alles gekonnt verpackt mit einer Prise Humor. Mit einem Augenzwinkern beschreibt sie in einem ihrer Auftritte, wie „arabisch“ sie sei: Sie habe ein Plastiksackerl für ihre Plastiksackerl.
Doch ihre Arbeit geht über reine Unterhaltung hinaus: Zwar will sie in erster Linie Comedy für Muslim:innen machen, zugleich aber die enorme Vielfalt innerhalb der muslimischen Community aufzeigen. Ihre Witze richten sich dabei nicht ausschließlich an muslimische oder arabische Zuschauer:innen, sondern erreichen auch Nicht-Muslim:innen, die aus ihren Auftritten oft überraschende und neue Erkenntnisse mitnehmen. „Im Publikum sitzen oft Nicht-Muslim:innen, die dann auf mich zukommen und sagen: ‚Ich wusste nicht, dass Menschen diese Erfahrungen machen.‘“ Diese unaufdringliche Bildungsarbeit versteht Maggie jedoch lediglich als ein Nebenprodukt. Wie sie betont, sei Aufklärung über Missstände nicht der primäre Fokus ihrer Arbeit. Ihr Ziel ist es vielmehr, dass ihre Auftritte ein Ort sind, an dem Menschen ungezwungen zusammenkommen, lachen und eine gute Zeit miteinander verbringen können.
Der ungeplante Weg zur Bühne: Alles begann mit SNL
Maggies Weg auf die Comedy-Bühne war keineswegs vorgezeichnet. Nach der Matura schwankte sie lange zwischen Lehramt und Schauspiel. Sie entschied sich zunächst für ein Lehramtsstudium – schließlich bereite ihr die Arbeit mit Kindern Freude, und der Beruf biete eine sichere Karriere. Doch schon nach einem Jahr merkte sie, dass dieser Weg vielleicht doch nicht der richtige war. Ein Versuch im Schauspielunterricht fühlte sich ebenfalls nicht authentisch an – zu inszeniert, zu unnatürlich. Die entscheidende Inspiration lieferte schließlich etwas, das sie ohnehin schon regelmäßig schaute: Saturday Night Live (SNL). SNL war für Maggie lange einfach eine Show, die sie liebte – doch irgendwann wurde daraus mehr. Die Sketche, der Witz, das Tempo fesselten sie und weckten einen tiefen Wunsch in ihr. „Ich dachte mir: Das ist es. Das will ich machen. Kurze Sketche, die lustig sind, und Menschen zum Lachen bringen.“ Daraufhin studierte sie die Lebensläufe der Comedians bei SNL, sammelte Inspiration – und wagte schließlich selbst den mutigen Schritt Richtung Comedy.
Herausforderungen hinter den Kulissen: Wenn der Applaus verstummt
Trotz ihres wachsenden Erfolgs muss Maggie immer wieder mit Herausforderungen kämpfen – insbesondere mit Rassismus in der Comedy-Szene. Eine besonders prägende Erfahrung machte sie backstage bei einem Auftritt, als ein Kollege herablassend bemerkte: „Ich wusste nicht, dass wir plötzlich in Saudi-Arabien sind.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Maggie gerade erst begonnen, den Hijab zu tragen. „Ich konnte es nicht glauben, dass mir das gerade passiert ist.“ Solche Erlebnisse machen deutlich, wie schwierig es sein kann, in einem Umfeld zu bestehen, das nicht immer offen für Andersartigkeit ist. Maggie erklärt, dass sie sich seit dem Vorfall in solchen Momenten nicht mehr zurückzieht, sondern klar Stellung bezieht: „Wenn jemand etwas Rassistisches sagt, dann sage ich auch, dass das unangebracht ist.“

Das Spiel mit der Kritik: In beide Richtungen austeilen und einstecken
Maggie teilt gerne aus – und steckt auch ein. Kritik gehört für sie untrennbar zum Comedy-Job dazu, ganz gleich, aus welcher Richtung sie kommt. „Ich kritisiere die arabische Community, die muslimische, die österreichische – niemand ist immun“, sagt sie mit Bestimmtheit. Wichtig ist ihr dabei nur, dass dies stets mit Respekt geschieht. Denn am Ende stützen sich ihre Pointen auf ihre eigenen, realen Erfahrungen.
Und was, wenn das Publikum nicht lacht? Früher habe sie sich fertiggemacht, heute sieht sie das entspannter. „Selbst bei meinen Lieblings-Comedians lache ich nicht über jeden Witz. Und wenn wirklich niemand lacht – na gut, dann gehe ich mit dem Rest meiner Würde von der Bühne.“ Kein Weltuntergang. Eher ein kalkuliertes Berufsrisiko.
Ein Schritt nach dem anderen: Maggies Blick in die Zukunft
Maggie macht sich keine Illusionen: Sie ist immer noch keine etablierte Comedienne im klassischen Sinne. Doch sie bleibt beharrlich und hat den Ehrgeiz, es groß zu schaffen. Gleichzeitig möchte sie sich jedoch nicht auf eine starre, langfristige Karriereplanung festlegen. Sie konzentriert sich lieber auf die Chancen, die sich ihr im Hier und Jetzt bieten. „Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren mit Comedy meine Miete zahlen kann“, sagt sie lachend, aber bis dahin arbeitet sie weiterhin als Lehrerin – und genießt, was sie tut.
Mit Mut, scharfem Humor und beeindruckender Entschlossenheit bereichert Maggie nicht nur die österreichische Comedy-Szene, sondern beweist auch, dass es möglich ist, authentisch zu bleiben und sich im Leben immer wieder neu zu erfinden.